100 Pictures Of Great Unimportance

Die „Sammlung Köpcke“

Mein Comic-Protagonist Köpcke führt ein Doppelleben. Immer dann, wenn er nicht in einem der Panel herumturnt, die für ihn die Welt bedeuten, betätigt er sich als Kunstsammler! Erstaunlich: So wie reale Menschen in der Regel gemalte Bilder sammeln, sammelt der gezeichnete Köpcke Fotos, also „reale Bilder“.

Der Fokus der Sammlung liegt auf Bildern, deren Motive höchst bedeutungslos sind.
„Im Alltag widmen wir der Bedeutung viel zu viel Aufmerksamkeit. Je schneller der Betrachter eines Bildes sich langweilt, desto besser“, formuliert Köpcke sein Anliegen in einem Manifest. „Die Bilder sollen anöden. Meine Sammlung soll dazu beitragen, dass wir der Kunst gegenüber gleichgültig werden. Wir müssen die Bedeutungs-Tyrannei der Kunst künstlerisch überwinden!“.
Das Paradoxe: Gerade in den Momenten, in denen das am besten gelingt, verlagert sich die Bedeutungsebene – weg vom Kunstwerk hin zu den abgebildeten Gegenständen.
Da tauchen hinter einer unscharf fotografierten und verbogenen Heftklammer plötzlich neue Inhaltsebenen auf, die die Bedeutungslosigkeit aus ihrer Isolierung gleichsam herausreißen: „Wer hat eigentlich das Eisen für diese Heftklammer abgebaut? Unter welchen Bedingungen? Wo wurde die Heftklammer hergestellt? Wer hat sie gekauft und wofür wurde sie verwendet? Warum ist sie verbogen? Und warum zum Henker fotografiert jemand so einen langweiligen Schwachsinn? Mein Gott, bin ich müde…“
So oder so ähnlich mag das Kino im Kopf des Betrachters aussehen, mit oder ohne Popcorn.

Und gerade dann, wenn der Betrachter sich in der falschen Sicherheit wiegt, einen Rezeptionsmodus für die Bilder der Sammlung Köpcke gefunden zu haben, tappt er in die Falle. Vergessen Sie nicht, es ist Köpcke, der da gesammelt hat. Immer wieder brechen die Bilder mit der Bedeutung der Bedeutungslosigkeit, fangen an zu blödeln, vermögen Ekel zu stimulieren oder lassen den Betrachter mit dem mulmigen Gefühl zurück, gerade kolossal veralbert zu werden. Was natürlich nicht ausgeschlossen werden kann.

Aber sehen Sie selbst. Überwinden Sie die Bedeutungsebene, und bilden Sie sich ein eigenes Urteil.